Artikel-10-05-2022-2
Frau Professorin Dr. Anja Schiemann, ehemals DHPol, jetzt Köln, stellte einige vorläufige Ergebnisse des Projektes MEGAVO vor.
(Motivation, Einstellungen, Gewalterfahrungen im Alltag des Polizeivollzugsdienstes.)
Der Zusammenhalt in der Polizeifamilie, in der Gefahrengemeinschaft, wurde als sehr wichtig rückgemeldet. Man/frau muss sich aufeinander verlassen können. Und dieser Zusammenhalt und auch die entsprechenden Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen helfen bei der Verarbeitung von belastenden Erfahrungen und hat eine stützende und motivierende Funktion.
KollegInnen, deren Einstellung sich verändert haben, werden aufgefangen und eingefangen.
In den Kontrollsituationen fand im beobachteten Polizeialltag kein racial Profiling statt. Aber es wird im Berufsalltag auf Erfahrungswissen zurückgegriffen. Dieses wird oft verallgemeinert. Dieses Narrativ kann dazu führen, dass eine objektive Sicht verlorengeht.
Es ist ein Bewusstsein für Themen wie Rassismus oder Diskriminierung auf allen Ebenen im Polizeialltag vorhanden. Die öffentliche, mediale Aufmerksamkeit hat da durchaus einiges bewirkt.
Es gibt gegenüber anderen Studien (beispielsweise einer Studie in Hessen) kein besonders abweichendes Ergebnis zur politischen Selbstverortung zwischen links und rechts. Die überwiegende Zahl befindet sich in der Mitte.
Es gibt eine sehr große Zustimmung zu wichtigen Punkten der demokratischen Grundordnung und gegen Verschwörungstheorien. Dass die Demokratie trotz allem die beste Staatsform wäre, wird überwiegend bejaht.
In der Demokratie sollten die Würde und Gleichheit aller an erster Stelle stehen erfährt sehr viel Zustimmung.
Unruhestifter sollten deutlich zu spüren bekommen, dass sie in der Gesellschaft unerwünscht sind, befürworten 32 %. Dass gesellschaftliche Regeln ohne Mitleid durchgesetzt werden sollten, befürworten 17 %.
Eindeutig gibt es keinen Antisemitismus und keine Muslim- bzw. Islamfeindlichkeit. Beim Antiziganismus sieht das Bild etwas anders aus - etwas schlechter.
Auch zu Fremden in Deutschland gibt es ein positives Bild.
Zu Asylsuchenden gibt es ein gemischtes Bild, allerdings tendiert es zu einer positiven Einstellung.
Es kann festgestellt werden: Gruppenbezogene Menschenfeidlichkeit gibt es in der Polizei. Aber sie ist nicht signifikant höher, als in anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Es ist jetzt die Aufgabe noch viele differenzierter einzelne Bereiche, eventuell Frauen und Männer, oder spezifische Arbeitsbereiche anzuschauen.